Impact durch Wissenschafts-Kommunikation

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Was können Wissenschaffende von Grimms Märchen lernen? Und warum ist Wissenschaftskommunikation überhaupt so wichtig? Der Erfinder der Sendung mit der Maus, Armin Maiwald, erzählt im Interview mit Forschungsmanager Benjamin Müller (Fraunhofer IBP), wie Fraunhofer den Impact seiner Wissenschaftskommunikation erhöhen kann.

Armin Maiwald, Erfinder der “Sendung mit der Maus”, zeigt hier die Reifenherstellung anhand eines Kuchens

Herr Maiwald, wann haben Sie das letzte Mal mit Wissenschaffenden gesprochen?

Das ist noch gar nicht so lange her! Das war zur Weihnachtszeit, als mir die Ehrendoktorwürde der RWTH Aachen verliehen wurde.

Und was ist Ihnen dabei in der Kommunikation aufgefallen?

Ich habe ja ein generelles „Problem“ mit den Wissenschaftlern, denn die Wissenschaft fühlt sich in Film und Fernsehen in der Regel eigentlich immer schlecht dargestellt. Ich habe als Standardantwort immer gesagt: Das liegt nicht nur an den Darstellenden, sondern auch an den Wissenschaftlern. Die unterhalten sich untereinander in einem „Parteichinesisch“, das für Leute im gleichen Fachbereich natürlich sehr verständlich ist, aber für jemanden, der außen steht, sind das eigentlich immer nur Böhmische Dörfer. Wissenschaft wird ja durch vielfältige Unternehmungen öffentlich gefördert – ich finde das auch richtig. Aber wenn das so ist, hat die Öffentlichkeit auch ein Anrecht darauf über das, woran gerade geforscht wird, unterrichtet zu werden. Und zwar so, dass sie es auch verstehen. Da gibt es häufig ein Defizit, denn viele Wissenschaftler verstecken sich hinter dem Parteichinesisch, weil es gelehrter klingt. Ich erinnere mich an meine eigene Studienzeit: Da war es immer so, dass man als unwissenschaftlich galt, wenn ein Satz nicht mindestens eine Seite lang und unterbrochen durch 99.000 Kommata war. Ich musste damit immer heftig kämpfen und ich glaube, am Grundverständnis hat sich leider bis heute nicht sehr viel geändert.

Da sind wir ja schon beim Thema Wissenschaftskommunikation. Was würden Sie Wissenschaffenden raten, damit ihre Kommunikation besser wird?

Wir haben auch ständig mit dem Problem zu kämpfen, dass wir relativ komplizierte Sachverhalte irgendwie so darstellen müssen, dass unsere Kurzen (also unsere Kinder) es verstehen. Trotzdem wollen wir es so aufzuziehen, dass es auch für Erwachsene nicht langweilig wird. Meistens sind es ja Problembündel, die man aufschlüsseln muss. Man muss also den Knoten aufmachen und jedes Detail einzeln erklären – manchmal auch über einen größeren Umweg. Die Lösung lässt sich oft nicht in einem Satz darstellen. Manchmal braucht man eben fünf, oder sechs, oder auch zehn Sätze sowie Bilder dazu. Ich sage immer – das ist ja ein alter Spruch – ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Das stimmt auch. Man kann sich unter einem Bild meistens etwas vorstellen und wir nutzen das vielfältig in unseren Beiträgen. Das wäre auch meine Empfehlung für die Wissenschaftler, wenn sie irgendetwas einfach erklären wollen. Nicht auf Computeranimation oder sowas zurückzugreifen, sondern mit Dingen zu arbeiten, die sozusagen jedes sprichwörtliche Kind und jeder Erwachsene irgendwo kennt. Ich habe zu Beispiel mal die thermische Verformung von Kunststoffen dadurch erklärt, dass ich Spaghetti genommen, gekocht, in einen Suppenteller gepackt und Mittagpause gemacht habe. Nach der Mittagspause waren die Spaghetti so hart, dass man sie mit der Gabel nehmen konnte. Die Spaghetti hatten dann die Form des Suppentellers angenommen. Damit konnte man klar machen: Solange es warm ist, ist das Zeug verformbar. Aber wenn es kalt wird, dann nimmt es eine neue Form an. Das ist ja das Grundlegende jeder thermischen Verformung bei Kunststoffen.

In unserem heutigen Interview soll der Fokus auf dem Thema Impact in der Forschung liegen. Was stellen Sie sich unter diesem Begriff vor?

Ich würde vielleicht sagen Inhalt. Ich müsste aber nachschlagen, was unter dem Wort „Impact“ genau zu verstehen ist. Das ist schon wieder eine dieser Vokabeln, wo ich sage: Okay da kommt jemand und legt einem das Wort Impact vor und ich behaupte mal 99% der Leute – mich eingeschlossen – wissen nicht hundertprozentig genau, was sich dahinter versteckt.

In anderen Worten geht es um die Wirkung unserer Forschung bei Fraunhofer. Wenn Sie aus Ihrer Außensicht an Fraunhofer denken: Wo hat Fraunhofer eine Wirkung erzielt?

Ich denke z.B. beim MP3-Format und vergleichbaren Erfindungen. Das hat ja doch eine sehr nachhaltige Wirkung auf die ganze Musikindustrie gehabt bis hin bis zum heutigen Streaming. Das wäre ohne diese Erfindung des Komprimierens von Daten gar nicht möglich gewesen. Das hat für mein Gefühl schon gewirkt, auch für Aufzeichnungstechniken für Videosysteme. Viele weitere Sachen haben zwar gewirkt, aber nicht im dem Sinne, dass die deutsche Industrie das ausreichend für sich genutzt hätte. Ich weiß nicht, ob sie den Sinn der Sache nicht verstanden hat, ob die anderen sehr viel schneller waren, zu verstehen, was sich dahinter verbirgt, oder was sonst der Grund dafür war.

Wie sieht es mit Ihren eigenen Wirkungsfeldern aus? Wo hat Ihre Arbeit die größte Wirkung erzielt und warum?

Das ist zum Teil ganz witzig. Viele von meinen Filmen haben nämlich ihr Eigenleben entwickelt. Ich kann eine Anekdote erzählen: Ich habe mal eine Geschichte zum Thema „Warum ist Erdöl so wichtig?“ gemacht, weil die Frage damals von einem Kind kam. Erdöl ist ja zunächst einmal brauner Saft, der nach nichts aussieht. Aber was man damit machen kann, ist wirklich unglaublich spannend. Von der Destillation, über Gas und Benzin, bis hin zum Schweröl. Außerdem kann man Kunststoffe daraus machen, das Zeug cracken und vieles mehr. Darüber haben wir einen Film gemacht. Zwei Jahre später bin ich mal im Intercity gewesen und da kommt ein älterer Herr auf mich zu und sagt: „Entschuldigen Sie mal, sind Sie nicht der Mann von der Sendung mit der Maus?“. Ich sage: „Ja warum?“ – ich dachte es gäbe schon wieder mal eine Beschwerde oder so. Er sagte: „Nein ich entschuldige mich, ich habe mich nicht vorgestellt, ich bin Professor für Physik. Ich benutze diesen Erdölfilm in meinem Unterricht!“. Die Studenten, die er unterrichtet, waren also absolut nicht meine Zielvorstellung, sondern meine Zielvorstellung waren eben die Kurzen, die 1,10m über Grund sind. Er sagte dann: „Besser kann man das nicht erklären!“. Also kann ich etwas nicht komplett falsch gemacht haben, wenn jemand, der sich damit professionell beschäftigt, das sogar zum Unterrichtsmaterial macht. Das Gleiche bei einem anderen Film, den wir darüber machten, was alles passieren muss, bis ein Transatlantikflug stattfindet (also Frankfurt – New York, LH400). Auch der hat sein Eigenleben entwickelt und wurde dann später zum Training und zur Ausbildung der Lufthansaleute genommen. Weil niemand diesen Vorgang, der 36 Stunden vor dem eigentlichen Abflug losgeht, so exakt und so genau dargestellt hat. Wir haben damals mit verschiedenen Teams gedreht. Ein Team war nur mit den Piloten und Copiloten unterwegs. Ein Team nur mit den Stewardessen. Ein Team drehte nur mit den Leuten auf dem Rollfeld, ein Team mit der Post, ein Team auf den Towern. Es ist unglaublich, was da wie ein Zahnrad oder Uhrwerk ineinanderpassen muss, damit das dann alles am Ende hoffentlich funktioniert. Mit solchen Filmen habe ich schon relativ viel bewegt. Bis hin zur Tatsache, dass ich immer wieder Leute treffe, die sagen: „Also durch die Sendung mit der Maus bin ich auf meinen Beruf gekommen!“. Viele Ingenieure haben mir das in der Zwischenzeit schon gesagt. Alexander Gerst, der da oben im Weltraum unterwegs ist, hat sich geoutet als alter Maus-Fan. Ich kenne ihn mittlerweile ganz gut und wir haben länger darüber gesprochen. Auch er sagte, er sei letztlich irgendwo durch die Sendung mit der Maus auf den Beruf des Astronauten gekommen. Ob es eine schöne Geschichte ist, oder ob es stimmt, weiß ich natürlich nicht.

Aber er hat die Maus ja sogar auf die ISS mitgenommen, also wird schon was dran sein!

Jaja sogar mehrfach und ich habe bei mir in der Wohnung sogar ein signiertes Bild mit der Maus in diesem Ausguck im Weltraum hängen, wo man die Maus im Vordergrund sieht und die Erde dahinter.

Woran liegt es, dass Ihre Art der Wissenschaftskommunikation so gut funktioniert?

Daran, dass wir versuchen ein kompliziertes Thema in kleine Bündel auseinanderzunehmen. Ich bin ein großer Fan von Harald Lesch, der auch versucht die Dinge herunterzubrechen und so zu erzählen und so darzustellen, dass man dem folgen kann. Manchmal ist dafür auch einfach ein Umweg über einen Vergleich notwendig, damit man hinter das eigentliche Problem kommt. Das wäre meine Empfehlung. Es gibt viele Leute, die mir von Universitäten geschrieben haben und fragten: „Was machen Sie eigentlich, dass das alles so verständlich ist, können Sie uns nicht einmal einen Tipp geben?“. Dann habe ich denen das genauso gesagt.

Sie haben in einem Interview mal gesagt, dass Ihre Beiträge, wenn ich das richtig zitiere, wie Werbespots aus der Wirklichkeit sind. Wir bei Fraunhofer versuchen das in unserer Kommunikation gewissermaßen auch. Wie nehmen Sie das, was wir so bei Fraunhofer machen, aus Ihrer Außensicht wahr?

Das Zitat mit den Werbespots aus der Wirklichkeit stimmt. Wir haben das immer so verstanden, dass Werbespots in der Regel sehr gut fotografiert sind, d.h. die Qualität der Bilder ist 1A. Außerdem erzählen sie eine Geschichte. Wenn wir ein Problem darstellen, probieren wir ebenfalls eine Geschichte draus zu machen. Wie sind wir dahintergekommen? Welche Fehlentwicklungen haben wir miterlebt? In welche Sackgassen sind wir manchmal gelaufen? Dieses Eingestehen von Misserfolgen ist häufig auch der Grund dafür, dass wir eine große Glaubwürdigkeit genießen. Viele sagen: „Wenn die einen Fehler zugeben und den auch korrigieren, dann wird es auch so sein, wenn die sagen es hat geklappt!“. Dass nicht jeder Versuch auf Anhieb klappt, ist ja klar, selbst wenn wir Dinge nachstellen.    

Bezüglich einer Empfehlung für Fraunhofer: Fraunhofer ist ja ein riesiger Laden. Ich glaube, in riesigen Läden gibt es immer ein Problem in der Kommunikation. Das ist in großen Firmen genauso, wie beim Sender. Bis da eine Nachricht von oben nach unten oder von unten nach oben gelangt, ist sie vielfach verfälscht und hat gar nicht mehr den Spirit des ersten Satzes. Es gab mal vor Jahren einen Witz, den ich nicht mehr zusammen kriege, aber die Story kenne ich noch: „General in Armee empfiehlt die Mondfinsternis anzuschauen“. Am Schluss kommt raus, dass die Armee eine Boutique in Wuppertal bauen soll. Der ursprüngliche Satz, der gemeint war, hat sich also total verdreht und es kommt nur Schwachsinn dabei raus. Man erlebt es immer wieder in großen Läden, dass durch die Kommunikation vieles verloren geht. Es heißt zwar wir leben in einem Kommunikationszeitalter, aber immer weniger Leuten blicken durch. Wenn man so sehr mit angeblichen und gleichzeitig tatsächlichen Informationen zugeballert wird, dann verliert man den Überblick. Es wird alles so viel, dass man es gar nicht mehr verarbeiten kann. Das ist dann auch die große Zeit der Populisten, die immer danach schielen, möglichst einfache Lösungen darzustellen. Doch die Wirklichkeit ist eben nicht einfach und die Wissenschaft schon gar nicht. Viele Wissenschaftler mussten komplizierte und steinige Wege gehen, bis dann irgendein Weg mal nach 99 Fehlschlägen zum Erfolg führte. Viele Sachen sind auch durch Fehler entstanden, Penicillin zum Beispiel.

Was könnten wir denn besser machen, damit unsere Kommunikation nicht so glattgebügelt ist?

Ich würde mir wünschen, dass auch mal gesagt werden würde: „Bis hier hin sind wir schon klar, aber der Rest ist uns noch unklar!“.

Nehmen Sie wahr, dass Fraunhofer authentisch kommuniziert und auch über Unklarheiten und Fehler spricht?

Bei Fraunhofer hat man immer das Gefühl, dass es ein sehr souveräner und ernsthafter Verein ist, der erst dann damit rauskommt und darüber kommuniziert, wenn etwas tatsächlich geglückt ist. Über die eigentliche Arbeit, die neben dem, was publiziert wird, gemacht wird, weiß man ziemlich wenig und das ist schade. Soweit ich weiß, arbeitet Fraunhofer an tausend Ecken gleichzeitig. An kleinen Dingen wie Nanotechnologie und Weltraumforschung und an allem was dazwischen liegt. Ich behaupte mal, 99% der Bevölkerung wissen davon nichts. Ich weiß im Detail auch nicht alles, an dem Sie rumforschen. Fraunhofer gibt ja Zeitungen und Publikationen gedruckter Natur raus. Da ist die Frage, wer liest das? Sind das eigentlich nur die interessierten Kreise, die es sowieso schon wissen? Das dürfte aber eigentlich nicht das Zielpublikum sein. Das Ziel müsste sein, Leute dafür zu interessieren, die davor überhaupt noch keine Ahnung davon hatten. Da wäre heutzutage Internetkommunikation wahrscheinlich die beste Lösung. Ich meine das nicht im Sinne von Influencern. Aber zwischen dem und einem Podcast, wo man nur jemanden sprechen sieht, gibt es ja unzählige Möglichkeiten. Kameras und Schnittsysteme sind außerdem heutzutage kein Buch des Teufels mehr. Das kann mittlerweile jeder, der fehlerfrei eine Gebrauchsanweisung lesen kann. Umso mehr denke ich, dass so ein Laden wie Fraunhofer sowas bewerkstelligen könnte. Das kann ich mir als eine Lösung vorstellen. Ob es die beste Lösung ist, darüber müsste man nachdenken. In jedem Fall geht es eben nicht darum, dass ein Professor ein Statement abgibt, möglicherweise noch mit einer PowerPoint-Präsentation. Das ist ja, was ich vielfach bei Vorlesungen oder sowas furchtbar finde. Diese PowerPoint-Präsentationen geben so viele Möglichkeiten. Aber die Regel ist, dass da genau der Text geschrieben steht, den die vortragende Person runterbetet. Dazu brauche ich keine PowerPoint. Als ich auf der Uni war, kannte man sowas noch nicht. Da hat man immer schön mitgeschrieben, was meine Handschrift für die Ewigkeit versaut hat. Wenn überhaupt, dann helfen kurze Fotosequenzen und das was man tatsächlich sehen kann. Querschnitte und Zeichnungen bringen meist keinen Mehrwert. Die meisten Leute können aus einer zweidimensionalen oder dreidimensionalen Zeichnung nicht abstrahieren. Wir kennen das Problem von Kindern und man weiß, dass Kinder unter dem Alter von 14 Jahren Stadtpläne gar nicht verstehen und sie nicht in die Wirklichkeit übersetzen können.

Sie haben gesagt, dass Sie Fraunhofer als einen sehr ernsthaften Laden wahrnehmen. Bei der Sendung mit der Maus, in den Lach- und Sachgeschichten, steckt der Humor dagegen schon im Namen. Wie können wir Humor in unsere Kommunikation integrieren?

Ein altes dramaturgisches Werkzeug besagt ja, dass es in einer Komödie nicht ununterbrochen komisch zugehen darf – es muss auch mal ein tragischer Moment drin sein. In einer Tragödie hingegen darf es nicht ununterbrochen traurig zugehen, sondern da muss ab und zu auch ein Moment dabei sein, der was Komödiantisches hat, z.B. bei Shakespeares Hamlet, die Totengräber, die dort buddeln. Warum ist das so? Weil man nicht immer noch mehr und noch mehr lachen kann, irgendwann ist man ausgelacht. Man braucht zwischendurch eine Pause. Man kann andersherum auch nicht trauriger und noch trauriger sein, man muss irgendwo eine Pause haben, um Kraft zu schöpfen. Insofern denke ich, dass Wissenschaft nicht unbedingt ernst sein muss. Man kann das Gleiche auch mit einem Augenzwinkern verkaufen oder zwischendurch mal mit einem Witz, dass was schief gegangen ist, z.B. Scheibenkleister: Kerze angezündet, Wind vom Fenster – ausgegangen. Bei uns ist das so. Wir haben zwischen den Clips die Maus als stummen Moderator, was ja eigentlich schon ein Widerspruch in sich selbst ist. Aber selbst diese kleinen Spots erzählen in sich jeweils eine kleine Geschichte. Wir erwarteten damals bei der Konzeption, dass die Kinder, die Erwachsenen und die Eltern nach der Konzentration auf eine Geschichte einen Moment zur Pause sowie Zeit zum Lachen und sich Entspannen brauchen, bevor die nächste Geschichte kommt. So ist es zu dieser Konstruktion gekommen.

Genauso könnte ich auch bei Fraunhofer Wissen kommunizieren. Weg von Schlips und Kragen und Anzug und Zylinder und großer Ernsthaftigkeit, sondern einfach mal ein bisschen hemdsärmelig und menschlicher sein. Ich sehe jetzt schon wie alle Entscheidungsträger sagen: „Um Gottes Willen, das können wir doch nicht machen!“. Da komm ich wieder zurück auf die großen Läden. Irgendwann kommt der große Oberboss und sagt: „Entschuldigt Kinder, so geht es ja nun wirklich nicht – und dafür soll ich auch noch Geld ausgeben? Ihr habt ja nicht mehr alle Tassen im Schrank!“. Aber er vergisst dabei, dass die Wirkung, die man mit dem „nicht alle Tassen haben“ zur Akzeptanz des ganzen Unternehmens beitragen könnte.

Sie haben ja auch in mehreren Filmen über Ihre Misserfolge berichtet…

Genau! Wenn wir Fehler machen, dann zeigen wir das und korrigieren sie nach Möglichkeit. Das gibt uns eben auch ein hohes Maß an Glaubwürdigkeit. Bezüglich Kommunikationsabteilungen habe ich da wunderbare Beispiele der ein oder anderen Art. Das sind in der Regel – mit ganz wenigen Ausnahmen – echte Bananenbieger, die von der Sache nicht die geringste Ahnung haben. Ein Beispiel: Wir haben mal eine Geschichte über Fußball gemacht, aber der Pressesprecher der Firma war noch nie in der Fabrikationshalle, hatte noch nie gesehen, wie die Produktion wirklich passiert. Der ist mit uns zum ersten Mal da durchgestolpert. Und das soll ein Pressesprecher sein, von dem man eigentlich erwartet, dass er von einem Produkt, was er herstellt, wirklich profunde Ahnung hat? Das Gegenteil und eine Ausnahme war die Erdölgeschichte, von der ich vorhin gesprochen habe. Der Pressesprecher wusste, wovon er sprach, und konnte es auch wirklich gut erklären. Aber auch er kam im Laufe der Gespräche in das Parteichinesisch und ich musste immer nachfragen, was ich mir darunter vorstellen kann. Dann passierte folgendes: Er sagte „Wenn Sie es so genau wissen wollen, dann müssen wir noch einen Kollegen dazunehmen!“. Ich mache es kurz: Angefangen haben wir morgens um 10 und nachmittags um 4 saßen wir mit 18 Leuten zusammen: Verfahrenstechniker, Ingenieure, Chemiker, Physiker. Alle wollten uns helfen, aber es war unheimlich schwierig, die aus dem Parteichinesisch herauszulösen und zu bitten: „Sag mir mal, was muss ich mir genau unter einer Kältefalle vorstellen?“. Wissen Sie, was das ist?

Erklären Sie doch mal!

Eine Kältefalle ist ein Gerät, in dem man Gas, indem es schlafartig abgekühlt wird, wieder kondensieren lässt. Die haben uns das dann noch – und da waren Sie wahnsinnig hilfreich – in Glas nachgebaut, damit man es wirklich sehen konnte. Das hat zum Durchblick für die Geschichte enorm geholfen.

Je komplizierter irgendein wissenschaftliches Problem ist, desto schwieriger ist es aber, es irgendwie runterzubrechen. Ich weiß, wovon ich rede. Ich habe mal ein Film gemacht zum Thema: „Was macht Vitamin C in meinem Körper“ – das ist ja nun wirklich nicht banal. Ich habe drei Jahre gebraucht, bis ich das auf die Pantoffeln bekommen habe. Der Startpunkt war immer Blut aus meinem Finger, denn man musste generell immer die gleichen Voraussetzungen haben. Aber bis wir das hinbekommen haben, was mit Bakterien und Makrophagen, also den weißen Blutkörperchen, passiert, wie die Jagd auf die Bakterien machen und warum die das tun, warum die Vitamin C brauchen und wieviel, dass sie nicht überfüttert oder unterfüttert werden dürfen, bis wir das alles rauszubekommen haben, das hat wirklich 3 Jahre gedauert. Beim Dreh konnten wir es nur mit Serienfotografie darstellen, also mit Kameras, die alle 10 Sekunden ein Bild gemacht haben. Diese Bilder haben wir danach mit Zeichentrick animiert. Die Jagd geht nämlich ganz langsam und permanent in lebendem Blut vor sich. Das Blut musste also unter dem Mikroskop auf 38°C erwärmt, mit Sauerstoff und Zuckerlösung ernährt und dann nachträglich noch mit Vitamin C angereichert werden. Schließlich sind die Makrophagen tatsächlich wieder erwacht und die Jagd auf die Bakterien ist wieder losgegangen. Da sieht man, was auch wir manchmal für einen Aufwand betreiben müssen, bis wir eine Geschichte, die aus einer einfachen Frage eines Kindes an seine Mama resultiert wie beispielsweise: „Mama, was macht eigentlich Vitamin C im Körper?“ so zeigen können, dass sie verständlich ist.

Meistens sind diese einfachen Fragen von Kindern übrigens Ausgangslage für die Geschichten, die wir erzählen. Eine andere Frage war beispielsweise, wie die Kopfschmerztablette wisse, dass Sie in den Kopf soll, obwohl ich sie in den Magen schlucke. Super Frage, die sich kein Erwachsener zu stellen traut, Kinder tun das. Manche Erwachsenen schicken sogar ihre Kinder vor, weil sie es sich selbst nicht trauen. Kinder sehen ihre Welt noch mit offenen Augen, die sind noch nicht verbildet, wie wir Erwachsenen. Wir sehen was und gehen schnell drüber und sagen: „Ach das weiß man doch!“ und dann kratzt man nur ein bisschen auf der Oberfläche und sieht sofort, dass man es überhaupt nicht weiß. Ich habe mal an der Hochschule der Künste in Berlin ein Semester gemacht. Die Aufgabe war „Verbindungen“ und ich sagte: „Okay hier, Feuerzeug, aus wie vielen Teilen besteht dieses Ding? Wenn ihr dahinterkommen wollt, müsst ihr es auseinandernahmen. Ihr müsst euch dann fragen, ob die Teile geklebt, geklemmt, geschraubt, oder verschweißt sind!“. Großes Erstaunen über einen Alltagsgegenstand und zum Schluss kam raus, dass es viel mehr Teile waren, als man eigentlich vermutet hätte. Das ist das, was wir auch immer versuchen zu erreichen: das Staunen über Dinge, mit denen man täglich umgeht, aber von denen man nichts weiß. Einer unserer ältesten Filme und auch einer meiner Top Favoriten ist: „Wie kommt die Mine in den Bleistift?“. Eigentlich nur ein blöder Bleistift, jeder hat ihn schonmal in der Hand gehabt oder schonmal einen gesehen. Aber wie kommt die Mine da rein, wächst die auf Bäumen? Wir haben da natürlich auch Blödsinn mit gemacht. Und danach haben wir sehr sauber gezeigt, wie es wirklich geht: beispielsweise, dass die Mine mit Graphit und Ton hergestellt wird, Blei ist nicht drin. Ich will gar nicht von Lebensmitteln reden und auch nicht von noch komplizierteren Dingen und was da alles dahintersteckt an Knowhow. Was man tun muss, bis man ein Ergebnis erzielt. Was ist notwendig, bis man eine Kaffeetasse so hat, dass sie nicht auseinanderfällt? Wie viel Schrumpfung passiert beim Brennen? Das ist auch so ein Alltagsgegenstand. Jeder kennt ihn, jeder hat ihn in der Hand, aber keiner weiß, womit er es zu tun hat. Wie Sie sehen, ist es immer unser Anspruch gewesen, dass wir die Leute zum Staunen bringen. Und wieviel toller wäre es, die Leute mit den Geschichten von Fraunhofer zum Staunen zu bringen und zu sagen: „Wow, was ist denn das für ein toller Verein, die machen ja dies und jenes und das auch noch und das auch noch!“. Doch man weiß eben vieles nicht. Schade drum!

Wie Sie schon erkannt haben, arbeiten wir bei Fraunhofer an sehr vielen spannenden Themen. Da ist die Themenauswahl eine Herausforderung, die Sie aber auch kennen. Wie suchen Sie sich die Themen, über die Sie berichten?

Wir haben mal vor Jahren eine Umfrage gemacht und zu unseren Zuschauern gesagt: „Schreibt uns doch mal, was euch interessiert!“. Am Ende kam eine Liste mit über 70.000 Fragen heraus und die zehn meistgestellten Fragen haben wir beantwortet. Die ersten drei Fragen waren: Warum ist der Himmel blau? Warum ist Wasser durchsichtig? Warum ist die Milch weiß? Auch heute noch sind die Fragen unserer Zuschauer der größte Quell, aus dem wir schöpfen. Wir bekommen jede Woche zwischen 1000 und 2000 Zuschriften in unterschiedlicher Form. Die spannendsten nehmen wir dann raus und machen eine Geschichte draus. Jeder Brief wird im Zuschauerbüro beantwortet, das ist eine ganz tolle Sache, aber viele Kinder erwarten natürlich, dass sie heute die Fragen stellen und nächsten Sonntag ist schon ein Film darüber im Fernsehen. Das geht natürlich nicht. Manchmal sind die Vorbereitungszeiten groß und lang und insofern kann man nicht erwarten, dass nächste Woche schon eine Antwort da ist. Aber wir sagen dann, dass es eine spannende Frage ist, und die Beantwortung einfach etwas dauern wird. Dann geht das so seinen sozialistischen Gang, wie Wolf Biermann sagen würde. Wie wir selbst die Themen suchen? Wir suchen, was spannend ist, mittlerweile beispielsweise viele Umweltthemen und Themen rund um Nachhaltigkeit. Das machen wir seit 2-3 Jahren in unterschiedlichen Geschichten. Vor kurzem sind wir beispielsweise zum Schrottplatz als Schatzkiste. Wieviel Geld man auf einem Schrottplatz findet, was die Leute verloren haben und wie viel Edelmetalle in Schrott (z.B. Handys) enthalten sind, das ist unglaublich! Alles, was irgendwo erstmal spannend klingt, ist es wert, darüber eine Geschichte zu machen. Und ich behaupte, bei Fraunhofer passiert so viel Spannendes, dass da tausend Geschichten möglich wären. Aber Fraunhofer bezahlt uns eben nicht sondern uns bezahlt der WDR, also machen wir für die die Geschichten.

Mal schauen, ob wir das vielleicht auch noch irgendwann hinkriegen…

Öffentliche Einrichtung – da wird das wahrscheinlich nichts, das kenne ich schon. Wir haben schon öfter für große Kommunen oder Riesenfirmen so Dinger gemacht. Da ist häufig ein Stolperstein, dass man an Ausschreibungen teilnehmen muss und der Billigste genommen wird. Ich vertrau da auf meinen Schwiegervater, der immer gesagt hat: „Junge, wir sind zu arm zum Sparen!“. Er hat immer relativ teure Sachen gekauft, die sich im Laufe der Zeit immer als die billigsten rausgestellt haben. Wer billig kauft, kauft zweimal. Ich vergleiche das immer mit dem Autobauen: Eine Ente 2CV Citroën ist ein großartiges Auto, das wie alle Autos vier Räder hat und mit dem man wunderbar fahren kann – aber ein Fließbandprodukt. Porsche oder Rolls Royce waren zu dieser Zeit noch ein handgefertigtes Ding. Beides sind Autos, mit beiden kann man fahren, der Preis ist aber unterschiedlich. Das handgefertigte Auto muss natürlich teurer sein, weil jeder Handgriff einzeln bezahlt und entlohnt werden muss. So vergleiche ich unsere Geschichten auch hin und wieder. Jeder Mausfilm fängt immer wieder bei null an. Wir müssen mit der Recherche beginnen, das kostet jedes Mal viel Zeit. Wir müssen jedes Mal die Kamera auspacken, jedes Mal das Stativ aufbauen, wir müssen jedes Mal nach München oder sonst irgendwo hinfahren. Wir können nicht wie in der Fabrik hingehen und sagen, wir schneiden einen Meter davon und schneiden ein Meter davon ab, nähen oder schweißen oder kleben zusammen und dann ist was Neues entstanden. Wir müssen also jede Geschichte neu und von Null aufbauen und uns überlegen, wie wir die Geschichte erzählen. Sie kennen das wahrscheinlich aus der eigenen Schulzeit. Im Physik- und Chemieunterricht sind alle eingeschlafen und im Erdkundeunterricht auch. Es hingen alle über dem Pult und haben unter sich geguckt – nur nicht auffallen. Dabei sind sowohl Physik als auch Chemie wirklich spannende Themen. Ich nehme mich da nicht raus mit dem Schlafen im Unterricht. Das Interesse daran hat erst sehr viel später stattgefunden als ich gemerkt hab, dass da spannende Sachen dahinter sind. Bis ich das Periodensystem annähernd verstanden habe – das ist erst lange nach dem Abitur passiert als ich mich in einem anderen Zusammenhang damit auseinandersetzen musste. In der Schule ist es einfach nur ein Paukfach ohne, dass man die Spannung, die dahintersteckt, vermittelt bekommt. Mit solchen banalen Dingen werden wir in eine Nichtbildung entlassen, was furchtbar schade ist.

Da würde sicher Kreativität helfen. Was hilft Ihnen dabei, kreativ bei der Wissensvermittlung zu werden?

Kreativität komm ja von „creare“ und creare heißt erzeugen, erbauen, erfinden. Natürlich muss man darüber jedes Mal nachdenken. Ich sitze hier vor meiner Glotze und kann nicht sagen, wie viele Stunden ich hier gesessen habe, mir irgendwie das Gehirnschmalz hab kochen lassen. Bis ich dann unter vielen Umwegen eine Geschichte plötzlich so weit hatte, dass ich sagen konnte: Ja so kann man es erzählen. Am liebsten arbeite ich immer noch mit Papier. Irgendwann habe ich eine Vorstellung, wie es gehen könnte. Dann kommt meist die blöde banale Wirklichkeit und alles was man sich auf dem Papier vorgestellt hat klappt nicht genau so. Das heißt, man muss dann anfangen umzudenken – das Papier an die Wirklichkeit anzupassen. In jedem Fall muss aber die eigentliche Sache im Vordergrund stehen. Es gibt Journalisten, von denen der Ruf ausgeht, dass sie zuerst den Text schreiben und danach rausgehen und die entsprechenden Bilder dazu suchen. Das halte ich für einen tödlichen Fehler. Ich würde immer den umgedrehten Weg gehen. Erstmal gucken, was ist denn da – dann mache ich den Text dazu.

Und was kann uns Wissenschaffenden dabei helfen, kreativ zu werden? Wir sind ja geprägt von einer akademischen Ausbildung, in der die Kreativität meist nicht im Fokus steht!

Das habe ich auch durchgemacht! Ich war auch auf der Uni und hatte da auch diesen Leidensweg, den ich anfangs schon beschrieben habe. Ich habe oft dreimal gebraucht und viermal musste ich Sätze lesen, bis ich letztlich den Sinn, der dahinterstecken sollte, glaubte verstanden zu haben. Und ich sagte: „Wenn ich das in 3-4 Sätze gliedern würde – der erste sagt das, der zweite dann das, der dritte das – hätte ich es sehr viel schneller begriffen!“. Dann hätte ich nicht eine Stunde gebraucht, um diesen Bandwurmsatz zu entgliedern. Mein Standardbeispiel für viele Auszubildende, die ich in der Zeit hatte, sind immer Grimms Märchen. Die Grimmbrüder hatten die schon lange bekannten Märchen nur gesammelt. Und die Märchen hatten sich durch Weitererzählen – wie die guten Theaterstücke – immer weiter abgeschliffen und zu einem Kondensat zusammengebraut. Das Märchen geht immer mit ganz kurzen Sätzen los: „Hänsel und Gretel wohnten in einem Wald“. Ein Satz, nicht viele Worte. Die Hauptdarsteller, sie wohnten und der Ort, wo sie wohnten. Das heißt, vier Parameter sind in einem Satz schonmal klar. Der Satz ist aber nicht lang, sondern kurz. „Ihre Eltern waren so arm, dass sie nichts zu brechen und zu beißen hatten“. Auch da sind schon in einem Satz die Lebensverhältnisse dargestellt. Das heißt, dass es durchaus möglich ist, in kurzen Sätzen etwas klarzumachen. Damit meine ich jetzt nicht die bergmilchgebende Wollmilchsau, wo man in einem Satz möglichst alles zusammenbröselt und von dem dann keiner mehr weiß, was gemeint sein soll. Sondern klare Sätze, einfache Sätze, die der sogenannte normale Mensch nachvollziehen kann. Das ist eines der ersten Dinge, die ich für mich selbst versucht habe. Mich aus diesem wissenschaftlichen Kontext zu lösen und zu sagen: Das ist ja alles gut und schön, das macht für die Wissenschaftler Sinn, die immer schauen was die Konkurrenz macht und wie die ihre Artikel sieht und was sie daran zu meckern haben. Das ist aber nicht meine Aufgabe, ich stehe ja nicht in Konkurrenz zu physikalischen Forschungen oder so. Ich will eine Geschichte für den normalen Mensch klarmachen und da muss ich anderes Werkzeug in die Hand nehmen als das akademische. Da muss ich es versuchen wie im Kino: Der Vorhang geht auf, niemand weiß nichts. Im ersten Bild muss klar sein: Ich befinde mich in New York, im Wald, auf dem Feld, in der Bruchbude – egal was – aber das erste Bild muss schon so klar sein, dass man weiß, wo man ist. So muss auch der erste Satz sein und jedes folgende Bild muss sich daran möglichst logisch anschließen. Jeder Satz, der nach dem ersten Satz folgt, eben auch. Wenn man diese Grundsätze nicht beherzigt, dann hat man seine Zuschauer schon verloren. Und das ist das schlimmste was passieren kann. Ich sag immer: Zwischen demjenigen, der etwas macht und demjenigen, der irgendwas erleben will – egal ob Buch, Musik, Theaterstück oder Film – entsteht ein Vertrag. Ich will dir eine Geschichte erzählen und du willst von mir eine Geschichte erzählt bekommen. Wenn ich meinen Vertrag dadurch breche, dass meine Geschichte Löcher hat und der andere Vertragspartner sagt, dass er es nicht versteht, dann bin ich selbst schuld, wenn ich ihn verliere. Das heißt, ich muss versuchen im Vorfeld alle möglichen Fußfallen auszuschließen, in die er hineintappen könnte. Damit der Zuschauer bei mir bleibt, damit ich ihm meine Geschichte zu Ende erzählen kann. Das ist jedes Mal immer wieder hartes Brot. Scharfes Nachdenken, Irrungen und Wirrungen und Fehlversuche sind eingeschlossen. Ich kann nur sagen: Es ist jedes Mal das Bohren dicker Bretter mit einem dünnen Bohrer.

Zum Schluss würde ich gerne noch kurz auf ein anderes wichtiges Thema eingehen: Falschinformationen und Fake News. Was würden Sie uns Wissenschaffenden raten, um mit diesem Problem umzugehen?

Das Netz ist ja voll von irgendwelchem Schwachsinn, wo Karl-Otto Schnarchnase behauptet, dass ein Kreis viereckig ist, um mal was ganz Idiotisches zu sagen. Das kann man glaube ich nur umgehen, indem man bildhafte Beweise vorlegt. Man könnte jetzt natürlich sagen, durch ChatGPT und sowas sind ja auch Bildmanipulationen möglich. Die gab es aber früher auch schon. Ein Beispiel: Neben Chruschtschow stand mal auf einer Maiparade irgendein unliebsamer Genosse, der wurde dann retuschiert. Das war früher schwierig und heute geht es mit drei Klicks, aber: Die Manipulation von Bildern ist nichts neues, sie ist heute nur sehr viel leichter zu machen. Was ich bei manchen KIs ganz gut finde, dass sie bei jeder Behauptung, die sie machen eine Quelle angeben. Dann kann man nachgucken und sagen, ob das glaubhaft ist. Wenn man irgendwas behauptet, sollte man in gleicher Weise mehrere Quellen angeben. Und andersherum kann ich jedem nur raten, der sich für etwas interessiert und eine Nachricht sieht, hört oder liest: Nachzugucken, nachzurecherchieren und sich fragen zu, ob das stimmen kann. Und sich möglichst andere unabhängige oder Konträre Quellen anzuschauen und sich seine Meinung zu bilden. Das ist mein Rat.

Herr Maiwald, vielen Dank für das Interview!