Auf welche Impactdimensionen sollte angewandte Forschung zielen?
Impact kann auf viele verschieden Art und Weisen entstehen und sich in der Gesellschaft auf unterschiedlichen Ebenen auswirken. Um strukturierter über Impact sprechen zu können, wird Impact oft im Hinblick auf verschiedene Dimensionen eingeordnet (siehe Abbildung).
Dabei handelt es sich immer nur um eine Annäherung an eine komplexe Realität und birgt die Gefahr, dass man beginnt in Schubladensystemen zu denken. Andererseits regen solche Ansätze zum Nachdenken und Hinterfragen an.
Und das haben wir mit unseren Interviewpartnern getan. Wir wollten von Fraunhofer Teamleiter*innen, Institutsleiter*innen und Vertreter*innen aus der Wirtschaft erfahren, in welchen Kategorien sie Fraunhofer als besonders stark einschätzen und ob es eine Notwendigkeit gibt, bestimmte Kategorien zu stärken.
Im Folgenden geben wir dazu einige der Einschätzungen aus den Interviews zusammengefasst wieder:
„Jede dieser Kategorien für sich genommen ist zu eindimensional. Oft spricht man von sozio-technischen oder sozio-ökonomischen Systemen. Wenn man über Impact spricht, sollte das Ziel also immer eine Kombination aus verschiedenen Dimensionen sein.“
„In aktuellen Diskussionen rund um Klimaneutralität, aber auch Digitalisierung usw. merkt man, dass es nicht nur um Technologien geht, sondern um richtigen Technologieeinsatz, Akzeptanz, etc. – das sind Themen, mit denen wir uns mehr beschäftigen müssen.“
„Wichtig ist es, den Impact ganzheitlich zu betrachten – dann kann man auch nachhaltigen Impact erzeugen.“
„Wenn es um öffentlich geförderte Forschung geht, bestimmt der Fördergeber und letztlich die Gesellschaft, wo Impact entstehen soll. Als Förderempfänger hat man da kein Wahlrecht.“
„Für Fraunhofer ist die wissenschaftliche Dimension eine relevant Zielgröße.“
„Wissenschaftlich und ökonomisch sind Fraunhofer KPIs.“
„Bei Fraunhofer auf jeden Fall wissenschaftlich (Veröffentlichungen), technologisch (Demonstratoren), und aus- und weiterbildend (Masterarbeiten, Doktorarbeiten), z.T. wirtschaftlich (Geschäftsmodelle) und politisch (zumindest wirtschaftspolitisch z.B. in Beratergremien), sozial und kulturell ist esoterischer.“
„Wenn ich an eines meiner wichtigen Projekte denke:
- Wissenschaftlich/technologisch ja – open source software, Publikationen
- ökonomisch/wirtschaftlich ja – wissenschaftliche Folgeprojekte, Industrieprojekte
- sozial ja – Einsatz durch gemeinnützige Organisationen
- politisch ja aber mit Abstrichen – die Lösung adressiert auf technologischer Ebene ein politisches Problem, nämlich dem Umgang mit unterschiedlichen Bewertungssystemen – die Verfügbarkeit Technologie hat aber bisher noch keinen Impact auf die Regulatorik in der EU erzeugt.
- Kulturell, ehr nicht—vielleicht für die Forschungskultur (interdisziplinäre Ansatz);
- Aus-und weiterbildend: Mitarbeiter, die im Rahmen vom Projekt promovieren, bzw. Masterarbeit machen. (FHG Teamleiter)“
Ein Fazit
Was können wir aus diesen und weiteren Einschätzungen lernen? Fraunhofer wird, im Hinblick auf die wissenschaftlichen, wirtschaftlichen, technologischen und aus- und weiterbildenden Impactdimensionen, als sehr stark eingeschätzt, einzelne Institute zudem auch in den Bereichen Umwelt und Gesundheit.
Andererseits wird ein dimensionsübergreifendes Denken im Hinblick auf Impact zunehmend wichtig. So können auch die besten Technologien für Klimaschutz und Umwelt nicht erfolgreich eingesetzt werden, wenn soziale und politische Auswirkungen nicht mitgedacht werden.
Was könnte dies für unsere Projektarbeit implizieren?
Eine Anregung wäre sich zu überlegen, welche Impactdimensionen durch die Projektkonzeption schon als „selbstverständlich“, oder „natürlich“ betrachtet werden können. Dann sollte man sich mindestens eine der Kategorien, die dabei nicht vorgekommen ist, heraussuchen und systematisch mit einbeziehen, beginnend mit den Forschungsfragen und weiter in Hinblick auf Stakeholder, Anforderungen, Entwicklung, Öffentlichkeitsarbeit bis hin zu Open Innovation Ansätzen zur weitergehenden Einsatzmöglichkeiten der Ergebnisse. Es ist zu erwarten, dass man so den Impact des Gesamtprojektes nicht nur inkremental, sondern signifikant erhöhen kann.